Rückblick - Katholikentag Regensburg 2014

Lächeln, teilen, Martin folgen

Die Diözese Rottenburg-Stuttgart ist Martinsland. Das bewies deren Stand beim Katholikentag in Regensburg, mal spielerisch, mal ernst. Martin in der Caritasarbeit oder der Seelsorge, Martin in vielfältigen Darstellungen und als Patron der Diözese. Wie stark der heilige Mantelteiler in der Diözese Rottenburg-Stuttgart verwurzelt ist, das war am Stand deutlich. Zudem wurden die Besucher selbst zum Teilen eingeladen: Sie sollten ein Lächeln teilen.

Wer teilen will, der schaut den anderen freundlich an. Dieser Gedanke sollte am Stand der Diözese erfahrbar werden. Die Besucher erhielten kleine Kärtchen, auf denen ein Lächeln abgedruckt war. Dazu auf der Rückseite die Geschichte der Mantelteilung. Die Besucher wurden aufgefordert, die Karte mit dem Lächeln weiterzuschenken - mit einem Lächeln. So erfuhren sie, wie sich das Lächeln in der Welt ausbreitet, der Beginn vom Teilen und der Umverteilung der Güter in dieser Welt.

Ergänzt wurde die Aktion durch eine Ausstellung zu Martin von Tours. Sie zeigte, wie stark der Heilige in der Diözese Rottenburg-Stuttgart verwurzelt ist. In der Kunst und in der Caritas, als Kirchenparton und Vorbild für seelsorgliches Handeln, überall ist der Geist des Heiligen spürbar. Nicht zuletzt auf den Martinuswegen durch die Diözese folgen die Pilger dem Heiligen aus Tours.

Eine ganz zeitgemäße Art des Teilens hatte am Stand der Diözese auf dem Katholikentag sogar Premiere: Das Teilen von Gebeten und Anliegen auf dem Smartphone. Dahinter versteckt sich die neu entwickelte für mobile Geräte optimierte Website „gebete.mobi“, die es ermöglicht, auf dem Ipad oder Smartphone eine virtuelle Kerze anzuzünden. Die Kerze wird mit einem Gebet verknüpft. Sie ist eine Woche lang für alle Besucher der Internetseite einsehbar.

Wer mochte, konnte sich auch am Stand mit seinem schönsten Lächeln verewigen. Die Besucher konnten sich lächelnd fotografieren lassen und dieses Lächeln als Andenken an die Tage in Regensburg mit nach Hause nehmen oder auf Facebook teilen. Natürlich war der Stand wieder ein Treffpunkt aller Württemberger Gäste auf dem Katholikentag. Erfrischung und Kekse dienten ihnen als Stärkung.

Eindrücke von Veranstaltungen mit Beteiligung der Diözese Rottenburg-Stuttgart sowie Impressionen vom Glaubensfest mit Videos und Fotos zeigen die Unterseiten. - Eckhard Raabe

Bilderbrücken nach Regensburg

Menschen, Einrichtungen und Orte mit Profil zeigten sich in Regensburg. Begegnungen weiteten den Horizont. Mittendrin waren Christinnen und Christen, die in der Diözese Rottenburg-Stuttgart zu Hause sind.

Wie Martin Brücken bauen

Der große Europäer Martin - in Ungarn geboren und in Frankreich zum Bischof gewählt - verbindet ganz unterschiedliche Menschen. Diese bunte Vielfalt katholischen Christseins spiegelte sich auch im Programm des 99. Deutschen Katholikentags wieder. Bischof Gebhard Fürst und andere Vertreter der Diözese waren auf Podien und in Diskussionsforen mit ihren Meinungen vertreten. Musikgruppen, Ordensgemeinschaften, caritative Einrichtungen und viele engagierte Gruppen aus  der Diözese Rottenburg-Stuttgart bereicherten mit unzähligen Angebote das Programm. Einige Veranstaltungen sind hier stellvertretend dokumentiert.

Podium: Es ist zum Davonlaufen

Wer und was hält Frauen heute noch in der Kirche?

31. Mai 2014

Eine diakonische Kirche, wie sie Bischof Gebhard Fürst für seine Diözese proklamiert, lebt vom Engagement vor allem auch der Frauen vor Ort. "Kein Priesteramt für Frauen heißt nicht, dass Frauen keine Rolle spielen", betonte Fürst auf dem Katholikentag. Rottenburg-Stuttgart lege Wert darauf, dass Kirchengemeinden gerade den Menschen am Rande der Gesellschaft beistehen und diesen wichtigen Dienst nicht allein der institutionalisierten Caritas überlassen. Das funtioniere jedoch nicht in XXL-Pfarreien aufgrund des Priestermangels. „Ich möchte, dass die Kirche vor Ort lebendig ist“, bekannte der Bischof.

Bezüglich der Priesterweihe konnte Bischof Fürst dem Publikum allerdings nicht vorenthalten, dass die Kirche diese für Frauen ablehnt. Zuvor als "Frauenversteher" gelobt bat er darum, hier trotz des Murrens auch den Bischof zu verstehen. Auf die Frage, was er einer Frau antworten würde, die sich zur Priesterin berufen fühlt, brachte Bischof Fürst seinen persönlichen Schmerz zum Ausdruck. Er könne aber nur auf die möglichen Wege verweisen, wie Frauen in der Kirche Verantwortung übernehmen können - etwa als sogenannte Pfarreibeauftragte, die einem Priester zugeordnet sind, aber de facto eine Gemeinde leiten.

Auch wenn viele im Saal die Argumente bezüglich der Weihe nicht teilten, trat eine Podiumsteilnehmerin aus Bonn nicht deswegen aus der Kirche aus. Sie engagierte sich für einen Stadtteil, der im Vergleich zum eher bürgerlichen Rest der Kirchengemeinde als sozialer Brennpunkt gilt. Obwohl sie im Kirchengemeinderat versuchte Brücken zwischen den Ortsteilen zu bauen und die Fronleichnamsprozession durch diesen Stadtteil anregte, wurde sie ausgebremst. Somit erhielt der Rottenburg-Stuttgarter Ansatz einer diakonischen Kirche auch zur Wertschätzung des Engagements vieler Frauen durchaus Lob.

Podium: Wertschätzung durch Weihe?

Macht und Dienst in der katholischen Kirche

30. Mai 2014

Laien sind nicht die Knechte der Kleriker. Mit einem Zitat des emeritierten Papstes Benedikt XVI. forderte Bischof Gebhard Fürst beide auf, als Team mit Spitze die Zukunft der Kirche zu gestalten. Der Rottenburg-Stuttgarter Oberhirte sprach beim Katholikentagsforum "Wertschätzung durch Weihe?". Bischof Gebhard Fürst verwies in seinem Statement auf den Auftrag Jesu an die Apostel: „Ihr sollt nicht Macht ausüben, sondern Diener sein“. Die Kirche brauche aber auch Gestaltungskraft mit entsprechenden Strukturen und Leitungsämtern. „Wir brauchen in der Kirche ein neues Verhältnis von Priestern und Laien“, die miteinander, nicht gegeneinander Kirche gestalten sollten, forderte Fürst. In seiner Diözese engagierten sich zehntausende Frauen und Männer. „Wenn Frauen in Streik treten, weil sie nicht mehr in der Kirche mitarbeiten wollen, dann ist die Kirche am Ende“, sagte der Bischof.

Das Zweite Vatikanische Konzil habe den Laien einen neuen Stellenwert eingeräumt. In der Diözese Rottenburg-Stuttgart seien im Anschluss an die Kirchenversammlung Räte und Gremien auf Gemeinde-, Dekanats- und Diözesanebene gebildet worden, die kooperativ mit den Priestern entscheiden. Und Fürst weckte ein wenig Hoffnung auf Veränderungen: Zwar sei es aus dogmatischen Gründen nicht möglich, Frauen zu Priestern zu weihen. Doch beim Diakonat gebe es Anhaltspunkte in der Heiligen Schrift dafür, dass sich dieser Dienst – in welcher Form auch immer – für Frauen öffnen lasse. So hatte Kardinal Walter Kasper das Amt einer zwar nicht geweihten, aber durch Segen beauftragten Gemeindediakonin angeregt. „Wir müssen es neu überlegen“, sagte der Bischof.

Die Tübinger Fundamentaltheologin und Dogmatikerin Johanna Rahner warnte vor überzogenen Hoffnungen. Zwar sei das stärkste Argument gegen die Weihe von Frauen zu Priestern schlicht die Tradition. Doch „die Einführung eines Priesteramts für Frauen wäre ein Spaltpilz, den ich nicht verantworten würde“, prognostizierte Rahner. Erst müsse sich die Kirche langsam an Frauen in Führungspositionen gewöhnen, bevor man über die Weihe von Priesterinnen nachdenken könne.

Die strukturelle Wertschätzung von Frauen sei angesichts der Glaubwürdigkeitskrise der Kirche von zentraler Bedeutung. "Wer Gerechtigkeit predigt, sollte dafür sorgen, dass es in seinem Laden gerecht zugeht", mahnte die Theologin. Sie lobte Bischof Fürst, der ihre Berufung auf den sonst Priester vorbehaltenen Lehrstuhl für Dogmatik ermöglicht hatte und in die Diözesanleitung konseqent auch Frauen als "Ministerinnen" beruft. - Nachrichtenredaktion des Katholikentages / Markus Waggershauser

Podium: Arme Kirche?

Ist nur eine arme Kirche eine glaubwürdige Kirche?

30.05.2014

Beim Podiumsgespräch zum Thema "Arme Kirche?" diskutierten Elke Mildner aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart und Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.

Podium: Das Ende der Bescheidenheit

Frauen in kirchlichen Führungspositionen

29. Mai 2014

"Frauen haben entscheidenden Anteil an der Glaubwürdigkeit der Kirche“, betonte Irme Stetter-Karp auf dem Podium beim Katholikentag. Sie ist für die Hauptabteilung Caritas Mitglied der Rottenburger Diözesanleitung. Bei einem Frauenanteil von 80 Prozent innerhalb der Caritas hält sie die Forderung nach der Hälfte der Leitungspositionen im Verband durchaus für adäquat.

Stetter-Karp widerlegte das Vorurteil, dass nur kinderlose Frauen ganz nach oben kommen könnten. Sie selbst hatte sich dafür eingesetzt, dass Annette Holuscha-Uhlenbrock als stellevertretende Caritasdirektorin in Rottenburg-Stuttgart mit Rücksicht auf Kindererziehung zunächst mit 75 Prozent beginnen konnte. Dies sieht die Hauptabteilungsleiterin aber nicht als Privileg für Frauen. "Ich freue mich über Männer, die diesen Teil des Lebens verwirklichen wollen", erklärte sie.

Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke unterstützte bei der Veranstaltung die Forderung, mehr Frauen Führungspositionen in der Kirche zu ermöglichen, die nicht mit dem Weiheamt verbunden sind. Es gebe diesbezüglich ein Ranking unter den Bischöfen und die Rottenburger seien ganz oben. Jachke warnt davor, daraus eine Alibibeteiligung zu machen. "Man muss die Teilnahme an Entscheidungen auch wollen und dies realisieren", betonte der Weihbischof.

Podium: Kurswechsel Gemeindekatechese

Studie  bestätigt Nachhaltigkeit der Familienpastoral

29. Mai 2014

Was bleibt von der Vorbereitung auf die Erstkommunion hängen, fragen sich viele Verantwortliche in den Kirchengemeinden. Inwieweit Kinder für ihre Glaubensentwicklung von der Sakramentenkatechese profitieren, untersuchte jüngst die deutsche Forschungsgemeinschaft. Den besten religiösen Sozialisationseffekt bescheinigte sie der von Albert Biesinger und seinen Mitarbeitern forcierten Familienkatechese.

"Eltern wissen schon mehr, als sie denken", betonte der Tübinger Professor für Religionspädagogik beim Podium auf dem Katholikentag. Es gehe ums Lernen zwischen den Generationen. Eltern sollen durch die Familienkatechese Kompetenz für die religiöse Begleitung ihrer Kinder erwerben.

Die Inhalte der Familienkatechese, die Biesinger und sein Team in Deutschland etablierten, entwickent sich ständig weiter. "Wenn der Mustafa in der Schule sagt, dass Gott doch gar keinen Sohn haben kann, muss das katholische Kind reagieren können", umriss Biesinger eine aktuelle Herausforderung für den christlichen Glauben.

Stefan Müller-Guggemos, Pastoralreferent in Tübingen, betonte die Freiwilligkeit bei der Einbeziehung der Eltern in die Erstkommunionvorbereitung und die flexible Anpassung an die Situation vor Ort. Gemeindereferentin Marion Faigle aus Balingen und Pfarrer Franz Nagler, jetzt in Kornwestheim, machten gute Erfahrungen mit der Fortsetzung der Katechese als "Neuer Weg" bis zur Firmung.